Tontopf - vom Konzert ins Studio
erstellt: 24. January 2024 18:20
Tontopf - die neue Produktion
Nach dem gestrigen Konzert mit dem Motto "Mehr Groove, mehr Eigenkompositionen, mehr Spielfreude, gleich bleibt nur der Ort" im Pusterum Brunnhof geht es für die Funk-Jazz-Band nächste Woche in unser Studio in Schönbühl. Die Produktion ist seit längerer Zeit in Planung. Ziel ist eine Momentaufnahme der Band, live eingespielt, ungeschnitten und authentisch. Dies soll sich auch in der Art der Aufnahmen wiederspiegeln: eine ungeschnittenes Festhalten der Live-Performance der Live-Band, ohne Overdubs, ohne Einzelrecordings. Während klanglich sicherlich nicht gerade Rudy van Gelders Standard für Jazz und Steely Dans Perfektionismus punkto Gesamtklang und Mikrofonierung erreicht wird in unserem Raum, so streben wir trotzdem diesen beiden unvergleichlichen klaren Standards für Klangfärbungen nach.
Tontopf - die Instrumente
Sax, Keys, Drums, Bass. So kompliziert kann's nicht sein. Meint man. Die Problematik der Aufnahme ergibt sich daraus, dass man diese vier Instrumente in einem relativ kleinen Raum in einer Live-Umgebung aufnehmen will. Auf der einen Seite ist sich die Band ein Live-Spiel total gewohnt. Andererseits ist genau die Aufnahme und die Technik für das Festhalten dieser improvisierten Live-Atmosphäre die Herausforderung. Weiter stellen die Instrummente spezifische Anforderungen:
Drums - Live und unsepariert
Drums sind grunsätzlich laut. Ein Vorteil beim Recording: perkussive Spitzen setzen sich bei einer nahen Mikrofonierung, wie wir sie in unserem Raum anstreben müssen, gut durch. Die Übersprechungen anderer Instrumente sind dabei mit geschickter Positionierung durchaus in den Griff zu kriegen. Tinu Müller spielt ein Yamaha Maple Custom Absolute mit einer 22'' Bass Drum, 10'', 12'' und 14'' Toms und eine Longo Walnuss-Snare. Abgerundet wird das ganze von Zildjian Cymbals. Die Mikrofonierung erfolgt eher klassisch: eher nah platzierte Kleinmembran-Mikrofone der höheren Mittelklasse als Overheads, gepaart mit bewährten dynamischen Mikrofonen auf Snare, Toms und Bassdrum, ergänzt mit hochwertigem Grossmembran-Mikrofon zum Einfangen von Sustain und Atmosphäre des ganzen Sets.
Bass - Druck und Attack
Sam Hertig wird seine Bässe über einen MarkBass TA503 durch ein 4x8'' Kabinett von Phil Jones einspielen. Dem tragen wir einerseits mit einem DI-Input Rechnung, andererseits verleiht das Kabinett dem Sound ein Flair, welches wir mit einem geeigneten Grossmembran-Mikrofon abbilden werden.
Saxophon - Fein aber nicht so klein
Als tragendes Melodieelement erfordert das Selmer Altosaxofon von Christof Schüpbach einerseits eine feine Auflösung in Höhen und Mitten, andererseits auch bei lauten Passagen auch entsprechende Fähigkeiten, die Pegelspitzen komprimiert absorbieren zu können. Dem tragen wir mit einer Dual-Mikrofonierung bewährter Tauchspulen-Technologie wie auch einem Grossmembran-Kondensator-Mikrofon Rechnung.
Rhodes - glockig und leicht angezerrt
Das äusserst glockige Rhodes Mk1 von Paulchen Rohtenbühler mit Baujahr 1978 wird über einen handverdrahteten Nachbau eines Fender Twin Reverbs abgenommen. Während dem Glockenklang mit einem Kleinmembran-Kondensator-Mikrofon Rechnung getragen werden kann, verzichten wir natürlich nicht auf den Klassiker: Nah-Mikrofonierung der wunderbar eingeschwungenen Jensen-Treiber mit einem Sennheiser e906. Obwohl zuerst der Klassiker schlechthin für die Abnahme von Röhrenverstärkern, das Shure SM57. vor dem Verstärker stand, so gibt das e906 in Kombination mit dem Oktava MK-012 ein runderes Klangbild ab.
Der Gesamtklang - Ein Bild aus zusammenhängenden Einzelteilen
Alles hängt zusammen, das ist auch einer Live-Aufnahme, bei welcher alle Musiker im selben Raum nur wenige Meter voneinander sitzen und bei nicht-elektronischen Instrumenten insbesondere der Fall, denn die einzelnen Instrumente sind zwangsläufig auch immer auf den Mikrofonen der anderen Instrumente zu hören. Zwar leise, aber doch wahrnehmbar. Die Herausforderung wird sein, die einzelnen Instrumente unter Beachtung aller Umstände zu einem schönen Gesamtkunstwerk zusammenzufügen.
Die technischen Details
Nach langem Probieren und Studieren steht der Plan: 16 Kanäle. nur zwei "Failsafes" in Form von DI-Aufnahmen. Für die technisch Interessierten haben wir die geplante Mikrofonierung hier festgehalten.
Instrument | Detail | Mikrofon | Bemerkung |
---|---|---|---|
Drums | Snare | Shure SM57 | Klassisch auf Aufschlagort gerichtet. |
Drums | Bassdrum | Sennheiser e902 | Direkt auf Beater, ca. 2/3 in BD platziert. |
Drums | 10'', 12'', 14'' Tom | AKG P4/D40 | Analog zu Snare platziert |
Drums | Overhead | 2x Sennheiser e914 | ca. 1m vom Kit-Mittelpunkt entfernt, Schwerpunkt auf Cymbals Hat- und Ride-Seite |
Drums | Kit-Front | micparts MP-47 | ca. 1m von Kit-Mittelpunkt frontal vor Bassdrum |
Bass | DI | - | Signal direkt ab Bass |
Bass | Kabinett | micparts S-3-87 | ca. 10cm Abstand zu Cone-Zentrum auf Kabinett |
Sax | ca. 30cm Abstand | mixparts S-12 | koinzident mit Sennheiser MD-441 |
Sax | ca. 30cm Abstand | Sennheiser MD-441 | Ergänzung in High-Peak-Passagen zu S-12 |
Keys | Amp nah | Sennheiser e906 | gerichtet auf Kalottenmittelpunkt Fender Twin 65 Nachbau |
Keys | Amp fern | Oktava Mk012 | ca. 1m Abstand zu Amp |
Keys | DI | - | Failsave/FX |
Raum | Raumklang/Effekt | EM 800 | gerichtet auf Holzwand im Aufnahmeraum, Grenzfläche |
Edit 24. Januar 2024
- Ergänzungen zu e906 vor Rhodes Amp
- Einfügung e914/SM57 bei Snare Teppich
Edit 26. Januar 2024
- Korrekturen Drums/Cymbals
- Ergänzungen Bassamp
Edit 28. Januar 2024
- effektive Mikrofonierung gem. Sessions
Edit 21. Februar 2024
- Korrektur Snare-Angaben